Mittwoch, 09.02.2011

Mit dem Trabbi auf nach Afrika

Wer kennt ihn nicht, den Roman „In 80 Tagen um die Welt“ von Jules Verne. Eine ähnlich interessante Erzählung dürfte Annika Herrmann, Johannes Richter und Michael Hildebrandt gelingen, falls sie ihre Reiseerfahrungen „Mit dem Trabbi auf zur afrikanische Wüste“ zu Papier bringen sollten.

Der gelbe „Post-Trabbi“ mit seinen drei Gefährten Michael Hildebrandt, Annika Hermann und Johannes Richter (v.l.n.r.)

Sichtlich stolz sind die Drei auf ihre „Städte-Sammlung“ auf der Motorhaube: Annika Herrmann, Michael Hildebrandt und Johannes Richter (v.l.n.r.)

„Allein in Afrika“, ein Trabbi allein in der Wüste

Für kurze Zeit wurde das Gefährt getauscht: aus dem Trabbi auf die Kamele, den Fortbewegungsmitteln des schwarzen Kontinents

Eigentlich war die Tour der Gesundheits- und Krankenpflegeschüler aus dem Telgter St. Rochus-Hospital in den schwarzen Kontinent das Ergebnis eines gemütlichen Bierabends. „Wir wollten keinen Urlaub von der Stange, sondern ein Abenteuer erleben und das mit einem niedrigen Budget umsetzen“, erklärt Johannes Richter rational die Ausgangssituation.

Dem Beschluss zur Fahrt folgten umfangreiche Vorbereitungen. Der im Internet erstandene Trabant des Jahres 1982 mit Letztzulassung in 1986 musste auf Herz und Nieren getestet werden. „Erst ist er uns zweimal durch den TÜV gefallen“, schildert Michael Hildebrandt die Dramaturgie der nervenanspannenden Vorbereitungen. “Doch dann war er nach vielerlei Tüftelei fahrtüchtig!“ Dass die Rochus-Azubis nicht blauäugig an das Abenteuer herangingen, erläutert Annika Herrmann: „Die Recherche über die Sicherheit für Leib und Leben, den Zustand der Straßen oder die Höhe der Spritpreise war bis zum Reisebeginn beendet.“. Jeder der Drei hatte dabei feste Aufgabengebiete. Johannes Richter zeigte sich für die Technik verantwortlich, Michael Hildebrandt für die Navigation sowie Spritkalkulationen und Annika Herrmann für die Ressorts Wirtschaft und Verwaltung.

Nach Wochen der Vorfreude war es dann soweit. Via Belgien, Frankreich und Spanien ging es in Richtung Gibraltar. „Auf der Strecke liegende Orte wie Paris, Madrid oder Sevilla wurden natürlich besichtigt“, sagt Annika Herrmann. „Und jede besuchte Stadt wurde mit einem dicken Edding auf der Motorhaube des Trabbis verewigt.“. Die erste Herausforderung für das Kult-Auto bildeten die Pyrenäen. Hier ging es mit 40 Stundenkilometern über den Standstreifen. Nach vier Tagen war es dann soweit. Es erfolgte die Überfahrt nach Marokko. Ziel war die Stadt Kasa el Kebir, auch als Tor zu Afrika bekannt. „In Marokko haben wir Land und Leute richtig kennengelernt“, erinnert sich Michael Hildebrandt. „Da waren Überlandstraßen, auf denen wir mit unserem Trabbi mit Eselskarren und Mopeds konkurrierten und eine ständige Schlaglochgefahr herrschte.“ „Vom städtischen Verkehrschaos bis zum Steckenbleiben im Wüstensand war alles dabei“, ergänzt Johannes Richter.

Überall, wo die drei Rochus-Schüler auftauchten, war ihr Trabbi ein richtiger Hingucker. Fotos wurden geschossen und notfalls winkte eine Polizeistreife sie aus dem laufenden Verkehr, um den Trabant einmal näher betrachten zu können. Übernachtet wurde auf so attraktiven Adressen wie einem Schrottplatz oder Autobahnraststätten. „In drei Tagen Marokko haben wir wunderschöne orientalische Märkte und die Weite des Landes richtig genossen“, konstatiert Annika Herrmann und schildert mit Johannes Richter, wie der Trabbi dann immer stärker zu schwächeln begann. „Auf der Rückfahrt durch Sevilla und Barcelona hat uns der Wagen immer mehr und mehr im Stich gelassen“, so Johannes Richter. „Obwohl wir vom kompletten Motor bis hin zum Ventilator und Werkzeugen alles dabei hatten, mussten wir nach der Fahrt durchs Baskenland und einem Kolbenfresser kapitulieren. Und dabei hatten wir noch Glück im Unglück“, schildern die Drei das große Finale ihrer Fahrt. Ein Campingplatzbesitzer zeigte sich begeistert von dem „Käfer des Ostens“ und übernahm das wertvolle Gefährt. Als Dank folgte eine nicht enden wollende spanische Cocktailnacht und die Zusage, auf Lebenszeit auf dem Campingplatz für weitere Urlaube aufschlagen zu können.

Und was folgte, war der „normale“ Abflug von Barcelona nach Düsseldorf und ein großes Hallo bei der Rückkehr ins Münsterland. „Da durfte ein gestandenes deutsches Essen nicht fehlen“, sagt Michael Hildebrandt und erinnert sich an vorheriges Dosenessen in der afrikanischen Wüste, angereichert um afrikanische Wassermelonen.

Ob das geführte Tagebuch irgendwann einmal veröffentlicht wird und in die Erfolgsspur des Romans von Jules Verne folgt, ist für die drei Trabbifahrer eher nebensächlich. Eines ist für sie allerdings ein großes Ziel: eine neue Abenteuerreise nach dem bestandenen Examen zur Gesundheits- und Krankenpflege!