Donnerstag, 22.05.2014

"Zum Thema Altenpflege in Deutschland lernen" - Delegation der University of Namibia im St. Rochus-Hospital

„Wir hatten schon fachlichen Austausch mit Pflegenden aus vielen Teilen der Welt in unserer Fachklinik, eine Delegation aus Afrika war aber noch nie zu Gast“, berichtet Matthias Krake beim Warten auf die Gäste vom südlichen Nachbarkontinent. Das hat sich jetzt geändert: Pflegende der gerontopsychiatrischen Stationen und der Pflegedirektor aus dem St. Rochus-Hospital empfingen eine Delegation der University of Namibia aus Windhuk zu einem Informationsbesuch in der Telgter Fachklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik. Drei Expertinnen für Gesundheit und Soziales aus dem Land im Südwesten Afrikas machten sich dort mit Formen der Pflege und Betreuung älterer Menschen in Deutschland vertraut.

Beeindruckt von Standards der Altenhilfe in Deutschland: Die Fachbesucher aus Namibia stellten sich im Erinnerungszimmer des St. Rochus-Hospitals mit Professor Dr. Marcellus Bonato von der Fachhochschule Münster (4.v.r.) und leitenden Pflegenden der Fachklinik zum Gruppenfoto.

„Namibia steht beim Aufbau eines funktionierenden Systems der Altenpflege noch ganz am Anfang und kann von Fachwissen und Erfahrungen aus Deutschland profitieren“, erläutert Professor Dr. Marcellus Bonato vom Fachbereich Pflege und Gesundheit der Fachhochschule Münster. Er koordiniert den Besuch der Gäste aus Afrika und hatte für den ersten Tag gleich das St. Rochus-Hospital Telgte mit seinem Fachbereich Gerontopsychiatrie sowie das Wohnstift St. Clemens, das eng mit dem Hospital kooperiert, in das Besuchsprogramm aufgenommen.

Im „Rochus“ gibt es Betreuungs- und Behandlungskonzepte für alle Formen psychischer Veränderungen und Erkrankungen im Alter, worunter etwa Demenz und Altersdepression fallen. Zwei speziell darauf ausgerichtete Stationen mit zusammen 38 Behandlungsplätzen wurden den Gästen aus Namibia durch die Stationsleiterinnen Christiane Schulz und Petra Hannig vorgestellt. Auch das Erinnerungszimmer und die Therapieküche wurden aufgesucht. „Es ist beeindruckend zu sehen, wie professionell, zugewandt und wertschätzend hier gearbeitet wird“, waren sich Lucille van der Westhuizen, Dr. Kathie Hofnie-Hoebes und Dr. Louise Pretorius von der University of Namibia schnell einig.
„Zu unserem Konzept zählen spezielle pflegerische Gruppenangebote zur Biographie-Arbeit wie etwa eine Gesprächsrunde für Männer, in der es um den Start der Bundesliga vor 50 Jahren oder alte Automobile geht“, erläuterten Krake und Pflegedienstleiter Matthias Schulte einige Aspekte der Therapie. Manuela de Vaal als Fachaltenpflegerin für Psychiatrie stellte ihr Projekt Gartengruppe vor, in der Alterspatienten an Hochbeeten arbeiten oder rund um Nistkästen die Vogelwelt beobachten.

Handlungsbedarf in der Altenpflege sei in Namibia definitiv gegeben, so Professor Bonato: „Traditionelle Strukturen der Versorgung älterer Menschen brechen weg und die wenigen existierenden Senioren- und Pflegeheime sind ausschließlich für Reiche, zumeist Weiße, erschwinglich“. Assistierende Unterstützung aus Deutschland sei daher auch bei der Etablierung von Strukturen zur Finanzierung der Altenhilfe sinnvoll.